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Entdeckungsreise...

 

Moin zusammen!

 

Die letzten Monate und Wochen waren in vielerlei Hinsicht herausfordernd und schmerzhaft, aber auch eine Entdeckungsreise!

Da ich finde, entdecken & lernen kann man immer was, verschaffe ich mir damit auch ein Terrain, dass mich offen und neugierig bleiben lässt und meine Eigenmotivation hochhält.

Dafür bot diese Phase wirklich viele Erfahrungen an. In kurzer Zeit bin ich sehr vielen, sehr unterschiedlichen Menschen begegnet bin. Alle haben mich auf ihre Art unterstützt: repariert (Orthopäde), versorgt (Krankenpflege), auf die Beine gestellt und in Bewegung gebracht (Physio & Reha).

Das war auf eine Art sehr gut, aber es ließ auch viele Aspekte aus, die vor allem meinem ganz persönlichen Blickwinkel und Arbeitsschwerpunkt mit Shiatsu entspringen.

Ich war also gespannt, welchen Bedarf ich während meiner persönlichen OP- und Reha-Reise entwickeln würde. Und meine andere Frage war, ist mein Körperarbeitsweg der letzten Jahrzehnte vll ein richtig großer Vorteil?

Ja klar, werdet ihr wahrscheinlich denken, 'das sollte ja so sein...!'

Ich hab es gehofft, aber auf Vorerfahrungen konnte ich bisher - gottseidank - nicht zurückgreifen. Daher war es für mich ein Abenteuer.

 

Wie sich herausstellte, war die Akutsituation, OP und erste Tage danach, gut gearbeitet worden. Mein Körper war über den Hüftaustausch mehr als erleichtert. Ich 'mochte' meine neue Hüfte sofort. Nun ist der Eingriff aber dennoch kein Spaziergang, also gab es jetzt zwar Schmerzen, jedoch ander Art als vorher, denn es war klar, die würden mit fortschreitender Heilung wieder gehen.

 

Zum Ende der ersten Woche schob sich mein zusätzlicher Bedarf nach Spannungsausleitung immer weiter nach vorne. Füße und Nacken meldeten sich nachhaltig. Wenn die Füße sich melden, ist das oft ein Hinweis auf Überlastungen im Nervensystem. Man muss innerlich wieder auf die Füße kommen. Blickwinkel einer Fußmassage ist in diesem Fall der Zugang ins Nervensystem vom entlegensten Punkt aus. Wenn sich bis hier alle Nervenimpulse auszugleichen beginnen, resetten sich große Teile des Nervensystems und oft lässt parallel auch die Nackenspannung nach.

Ich bin in der wunderbaren Situation, mit Menschen umgeben zu sein, die das können. Und so konnten sich bereits vor der eigentlichen Reha Spannungen lösen, sodass ich die Trainingsangebote der Reha auf jeden Fall besser verwerten konnte.

 

Auf Menschen mit viel guter Körperwahrnehmung ist die Reha noch nicht ausgerichtet. Das wird am Durchschnittsalter der Operierten liegen. Ich lag da mit 62 Jahren noch deutlich am unteren Ende und sorgte immer wieder für Erstaunen, weil sich schnell wieder eine gute Haltung und Koordination entfaltete. Meine Tendenz, Übungen lieber barfuß zu machen, sorgte auch schonmal für kleinere Irritationen unter dem Motto 'das hab ich ja noch nicht gesehen, dass jemand die Übungen barfuß kann'.

 

Ich musste mich in der ersten RehaPhase mit dem Thema 'Finetuning & Ruhephasen' beschäftigen, denn nur weil ich mir Bewegungen vorstellen und sie wieder abrufen konnte, musste ich sie nicht schon alle machen. Nur leider stehen in den Trainingseinheiten die Hinweise auf die Wichtigkeit von Pausen gar nicht im Vordergrund - und so musste ich sie mir quasi selbst verordnen, unter dem Motto: bei dir ist weniger durchaus mal mehr!!

Es hilft: ein gutes Buch in das man sich fallen lassen kann. Meine Hüfte hat es mir gedankt :-))

 

Die Physio in der Reha war soweit ganz ordentlich, geht aber nicht auf individuelle Verschiebungen im muskulären System ein, was nicht nur an der Unterbesetzung liegt. Wenn ich Fragen dazu hatte, waren die Therapeuten manchmal verwirrt, wie ich sowas fühlen konnte. So gut lernt man sich dort aber nicht kennen, dass man da auf einen Nenner kommt.

Daher ist für mich die individuelle Physio-Begleitung von enormer Wichtigkeit. Sie rechtzeitig geplant zu haben auch. Daher mein Tipp für alle Betroffenen: frühzeitig eine gute Physiopraxis zu finden und Termine zu vereinbaren, weit bevor man aus der Reha wieder nach Hause kommt, bzw. eigentlich schon, wenn der OP-Termin steht.

 

Und so bin ich jetzt in der ganz individuellen Begleitung angekommen. Ich bin begleitet durch sehr gute 'Physio-Frauen', die sowohl gute Hände, alsauch ein aufmerksames Zuhören und Beobachten haben, und ihr Knowhow an meinen wirklichen Bedarf anpassen.

Daneben schätze ich weiterhin das ' mich zusammensetzende' Begleiten durch Shiatsu, weil ich hier gar nichts machen muss. Hier lasse ich alles los, was in Anstrengung ist UND zusammenfließen, was sich endlich wieder verbinden möchte. Mein Nervensystem, das ja mit Hochdruck alle Regeneration organisiert, kommt zum Durchatmen und kann mir klare Meldungen schicken. Und ja, manchmal gibt's noch Hinweise, wo es noch Zeit braucht, aber ich ebenso richtig verlässlich spüren, dass alles auf einem sehr guten, entspannten Weg ist.

 

Mein absolutes Highlight in den letzten Wochen?

10.4., Hamburg, Barclay Arena

Abschiedsspiel Jogi Bitter, Handball

Ich schaffe die 2 km hin zur Arena und wieder zurück!

Und: ich gehe freihändig und mit gleicher Kraft in beiden Beinen in der Arena die Treppe zwischen den Rängen hoch!

Ohne groß nachzudenken, einfach so..

Fast hätte ich oben die Arme hochgerissen und gejubelt, innerlich auf jeden Fall ein richtig großer Moment!

 

Ein Hoch auf ein gutes eigenes Körpergespür, richtig gute Begleitung und vor allem Motivation!

 

Ich geh jetzt mal trainieren und anschließend Eier färben, Ostern naht - mit ganz viel Familie !

 

Ich schicke euch viele Ostergrüße

 

Ulrike

 

PS:  ab und an darf schonmal ein Familienmitglied auf meine Liege im Wohnzimmer. So langsam krieg ich wieder Lust drauf und ein Gefühl und Kondition für das Wahrnehmen von anderen. Ende Mai mit Shiatsu wieder zu beginnen wird wohl klappen!